Lichtdruck


Der Lichtdruck
Der Lichtdruck wurde Mitte des 19. Jahrhunderts von den Pionieren der Fotografie entwickelt. Sie suchten nach einer Möglichkeit, ihre fotografischen Negative wirtschaftlich zu vervielfältigen. Die industrielle Reife erlangte das Flachdruckverfahren durch den Münchner Hoffotografen Joseph Albert. Er nutzte Spiegelglasscheiben als Druckform und entwickelte eine Rezeptur für eine stabile Haftschicht. Dies ermöglichte Auflagen von bis zu 1000 Drucken.
Den ersten Drei-Farben-Lichtdruck stellte Albert 1874 vor. Damit war der Weg frei zur anspruchsvollen Reproduktion verschiedenster Abbildungen. Den Begriff „Lichtdruck“ prägte schon 1869 der Münchner Lithograf Max Gemoser, um die Bedeutung des Lichtes bei der Druckformherstellung hervorzuheben. Der Lichtdruck kann, da er ohne Raster auskommt, Bilder in echten Halbtönen darstellen. Daher wurde der Lichtdruck früher oft für die Herstellung hochwertiger Faksimiles eingesetzt. 
Um 1900 gab es in Deutschland noch über 200 Lichtdruckereien. Doch alle Bemühungen, das arbeits- und zeitaufwändige Verfahren für Massenauflagen wirtschaftlich zu gestalten, ohne ihm seine qualitative Überlegenheit zu nehmen, scheiterten nicht nur in Deutschland, sondern weltweit.
Durch das Aufkommen des Offsetdrucks sank die Zahl der Lichtdruckwerkstätten rapide und hat somit heute Seltenheitswert erreicht.
In Leipzig, Peking (China) und Kyoto (Japan) befinden sich heute die letzten aktiven Lichtdruckereien.

Die industriell längst bedeutungslose Technik erfuhr in den 1990er Jahren durch Lichtdrrucker und Künstler in Leipzig eine Renaissance. Sie fanden völlig neue Wege bei der Nutzung dieser historischen Drucktechnologie und verwandelten das Verfahren in eine eigenständige künstlerische Ausdrucksform:  

Die Lichtdruck-Originalgrafik !


Das Lichtdruckverfahren
Eine Glasplatte wird mit einer Chromatgelatineschicht bedeckt und unter einem Fotonegativ des Originals belichtet. Durch den Belichtungsprozess entsteht auf ihr ein Positiv. Während der Belichtung wird die Gelatine entsprechend den Dichtewerten des Negativs mehr oder weniger gehärtet (partiell gegerbt) und verliert dementsprechend ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit aufzunehmen. Nun wird das Sensibilisierungsmittel ausgewässert und die Platte getrocknet. Nach Feuchtung mit einer Glyzerin - Wasser - Mischung kann die Gelatineschicht entsprechend der Intensität der Gerbung mehr oder weniger Farbe annehmen. Das Flachdruckprinzip also: die feuchten Partien bleiben farbfrei. Dabei ist dieser Vorgang im Lichtdruck mit dem Tiefdruckprinzip verquickt: da die feuchte Gelatine aufquillt, liegen die trockenen - also farbführenden - Partien tiefer. Unter dem Druck des Druckzylinders wird die Farbe direkt an das Papier abgegeben.

Als Bedruckstoffe eignen sich gut geleimte Papiere, Kartons, auch Naturpergament. So entsteht eine Reproduktion (z.B. einer Urkunde, einer Fotografie, eines Gemäldes etc.), die augenscheinlich den sinnlichen Reichtum des Originals besitzt: ein sog. Faksimile oder eine originale Lichtdruckgrafik !

Eine Fotografie z. B. wird also nicht durch technische Hilfssysteme wie etwa ein Raster und über ein Gummituch druckfähig gemacht - sie wird direkt gedruckt, denn sie befindet sich unverfremdet auf der Druckplatte. Das »Geheimnis« des Lichtdrucks ist das sehr feine natürliche Runzelkorn, das bei der Druckformenherstellung von der Gelatineschicht gebildet wird.
Es verkörpert die technologische Substanz des Verfahrens und übertrifft mit seinem Auflösungsvermögen auch elektronische Kornraster. Mit keiner anderen Technik können so feine Linien und Verläufe in allen Tonwerten in einem Druckgang hergestellt werden. Die tiefsten Schatten bleiben durchzeichnet, die Halbtöne echt, die Lichter zart bis spitz. Sogar Experten haben Schwierigkeiten, die Reproduktion vom Original zu unterscheiden. Auch die Farbechtheit des Lichtdrucks wird von keinem anderen Druckverfahren erreicht - Lichtdrucke verblassen über Jahrzehnte nicht.

Lichtdruck-Kunst-Leipzig